Ich möchte hier noch einen kleinen Nachtrag machen: Ich habe in der letzten Woche viel positive Rückmeldung bekommen, von Leuten, die es auch so sehen wie ich, und die helfen wollen. Viele möchten Sachspenden abgeben, aber bei uns in Hannover werden in vielen Einrichtungen nur spezielle Dinge gebraucht. #BloggerFuerFluechtlinge ist eine Organisation die ihr auch unterstützen könnt, wenn ihr keine passenden Sachspenden habt. Nähere Informationen findet ihr hier.
In Hannover unterhält die HAZ eine Liste in der die verschiedenen Einrichtungen angeben was sie brauchen und was man dort abgeben kann.
Was ich ganz wichtig finde und betonen möchte: Wenn Spendensammlungen organisiert werden, bitte vertraut den Leuten, und fahrt nicht für jedes Teil auf eigene Faust zu den Einrichtungen. Es gibt immer irgendwo schwarze Schafe, aber wenn ich höre, dass Sachspenden nur abgegeben werden unter der Bedingung, dass man selbst denjenigen besuchen oder aussuchen darf, der sie bekommt, dann wird mir schlecht. Bitte denkt auch hier daran, es sind Menschen! Es sind keine Tiere im Zoo, und eine Spende bedeutet nicht sich ein Ticket zu erkaufen um mal gucken zu dürfen. Wenn ihr Kontakt wollt, dann fragt an, ob ihr als Freiwillige ehrenamtlich etwas tun könnt. Gebt Deutschunterricht oder Nachhilfe, es gibt vieles was man tun kann, aber gebt es selbstlos und nicht in der Hoffnung als der edle Spender angebetet zu werden!
Trotz der bunten Bilder die ich hier sonst zeige- oder auch gerade deswegen, möchte ich ein
ernstes Thema ansprechen und Stellung beziehen. Wahrscheinlich reicht
euch dieser Satz schon damit ihr wisst worum es jetzt geht, er ist
leider aktuell eine häufige Einleitung in ein Thema, das die Medien
regelrecht überschwemmt. Ich habe lange überlegt ob ich dazu etwas
schreiben soll, da es eigentlich in diesem Blog um Handarbeiten geht,
aber es geht auch um Dinge die mir am Herzen liegen, und damit ist
dieses Thema auch hier wichtig.
Es geht mir um Menschen. Aktuell
werden diese Menschen gerne nur pauschal "die Flüchtlinge" genannt. aber
ich möchte ganz bewusst darauf verzichten sie so zu nennen. Durch diese
Zusammenfassung wird aus den Menschen, die sich gerade auf der Flucht
befinden und die auch nach Deutschland kommen eine Gruppe, eine Gruppe
die auf viele bedrohlich wirkt, aber in der Gruppe geht der einzelne oft
verloren, und so bei denen die darüber schreiben, lesen, reden,
diskutieren und vorallem bei denen die nur kommentieren, das Gefühl,
dass das worüber sie da sprechen Menschen sind. Menschen, die alles
verloren haben, was ihnen wichtig war, alles was ihr Leben ausgemacht
hat, die wenn sie Glück haben noch eine Familie haben, wenn nicht
vielleicht alleine losgeschickt wurden auf den Weg in ein anderes Land,
in eine fremde Kultur, mit der Hoffnung der menschen beladen, die darauf
warten nachkommen zu können. Menschen, die sich nicht anders verhalten
wir ihr oder auch ich es in ihrer Situation tun würden!
Das Unwort
des Jahres ist für mich in diesen Wochen eindeutig ABER geworden. Ein
Unwort, weil es Sätze einleitet, deren Aussage für mich ein Unding sind.
"ABER
wir haben hier auch Probleme! ABER wir haben arme Rentner, arme Hartz
IV -Empfänger, die haben ja keine Chance mehr wenn so viele kommen und
es dann keine Jobs mehr gibt!"
"ABER wenn die alle Wohnungen brauchen, dann bekommen die Deutschen Familien mit ihren Kindern keine Wohnungen mehr"
"ABER die tragen Markensachen und haben Smartphones"
Zu
all diesen ABER gibt es unzählige Artikel im Netz, in denen aufgeklärt
wird, in denen genau dargelegt wird, warum uns der Zustrom von Menschen
keine Angst machen muss, warum es den Deutschen Staat entlasten könnte,
dass gut ausgebildete Leute kommen, die bei unserem Fachkräftemangel
hilfreich sein könnten. Seriöse Artikel, von Zeitungen, die nicht nur
Bilder veröffentlichen, und deren Artikel gut recherchiert werden.
Was
mich erschreckt und ärgert, mich mich fragen lässt, ob ich mich in
meinen Freunden getäuscht habe ist, dass ihr immer wieder Artikel oder
Internetseiten teilt, oder ganz offen in euren Status schreibt, in denen
ohne Hintergrundinformationen und vorallem von einfach als rechts zu
entlarvenden Seiten mit Pauschalisierungen und Phrasendrescherei
Stimmung gemacht wird gegen Menschen, die Hilfe brauchen und
offensichtlich in ihrem Leben schlimmeres ertragen mussten und müssen
als ihr euch je vorstellen könnt!
Ja, wir haben in diesem Land
Probleme, bei denen sich jeder Wünschen würde, dass die Politik sich
darauf konzentriert und dass sie endlich behoben werden, man das Gefühl
bekommt, dass sich etwas bewegt.
Ja, unsere Volksvertreter zeigen
sich viel zu bedeckt wenn es um Antworten auf die Sorgen ihrer Wähler
geht, wie mit der aktuellen Situation umgegangen werden sollte.
Ja,
durch viele Regelungen liegen die Menschen die hier ankommen dem Staat
länger auf der Tasche als nötig, und vorallem oft viel länger als sie es
selbst wollen. Nur wenn man es ändert und sie sofort arbeiten dürften
würdet ihr wahrscheinlich wieder schreien "ABER sie nehmen uns die
Arbeitsplätze weg"
Was ich leider von keinem von euch gelesen habe, und was ich hier ganz deutlich sagen möchte:
ICH KANN DIESE MENSCHEN VERSTEHEN UND ICH WÜRDE ES GENAUSO MACHEN!
Wenn
ich mein Leben und das meiner Familie dadurch sichern oder retten
könnte, dass ich meine Heimat verlasse, auch wenn es bedeutet alles
zurückzulassen was ich kenne und habe, dann würde ich genau so handeln.
Wenn ich nicht genug zu essen für mein Kind hätte, ich würde gehen. Wenn
es Bomben regnen würde und ich müsste Angst um mein Leben haben, ich
würde gehen. Wenn es der Weg wäre meine Kinder und mich vor
Vergewaltigung zu schützen, meinen Mann vielleicht davor ermordet zu
werden, wenn mein Leben voller Angst und Terror wäre, dann würde ich
gehen. Wenn ich wüsste, dass der einzige Weg, dass mein Kind eine
Gesundheitsversorgung und etwas zu essen hat, und es eine Bildung
bekommen könnte, mit der auch meine Enkel ein besseres Leben haben
könnten, dann würde ich gehen. Ich würde gehen und hoffen, dass ich mit
offenen Armen empfangen werde. Ich würde all meinen Mut zusammennehmen
und mein Leben aus dem Nichts wieder aufbauen, wenn es einen Ort gäbe,
von dem ich hoffen kann, dass dieses bessere Leben dort möglich ist. Und
ich frage euch ganz ehrlich, WÜRDET IHR ES NICHT GENAUSO MACHEN?
In
diesen Relationen ist es in meinen Augen recht unwichtig, ob ich eine
schönere Wohnung bekomme als die die ich jetzt habe. Da ist es egal ob
ich mir ein neues Handy kaufen kann. Wir sollten helfen, weil wir alle
Menschen sind. Alle gleich. Dass wir in Deutschland geboren sind ist
kein Verdienst. Es ist keine Rechtfertigung unsere Probleme als
wichtiger herauszustellen. Das Argument, dass ich in Deutschland lebe
und arbeite und Steuern zahle, und dass mein Wohlstand deswegen der
Sicherung des Lebens eines Menschen aus einem anderen Land vorzuziehen
wäre ist rassistisch! Auch wenn ihr es anders formuliert und hinter
einem ABER versteckt.
Vielleicht redet ihr mal mit euren
Großeltern, Urgroßeltern, vielleicht der alten Nachbarin von gegenüber.
Fragt sie mal wie das damals war, im Krieg. Fragt mal nach was es
bedeutet zu hungern. Wie es ist, wenn das Land in Schutt und Asche
liegt. Lasst euch nochmal erklären, wie man sich fühlt, wenn man in
einem Schutzkeller sitzt und die Bomben fallen. Nur weil wir es noch
nicht erlebt haben ist es noch lange nicht so weit weg wie ihr meint.
Und dann überlegt nochmal: WÜRDET IHR ES NICHT GENAUSO MACHEN? UND WAS
WÜRDET IHR EUCH FÜR EINEN EMPFANG IN EURER NEUEN HEIMAT WÜNSCHEN?
MACHT DEUTSCHLAND BUNT, LASST KEIN BRAUN IN EUER HERZ, SCHALTET EUREN VERSTAND EIN!